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Ferngespräch aus Canberra
Connies Schwester ist dran.
Sie fliegt Weihnachten kurz mal herüber
mit ihrem Mann.
Der Fernschreiber tickt eine Bestellung
aus Teheran.
Und das Fernsehen zeigt den Meeresgrund
im Stillen Ozean.
Satelliten zwinkern einander zu,
spielen Frieden der Sterne.
Es gibt keine Ferne.
Conny erzählt, sie hätt eine neue
Insel entdeckt.
Völlig unberührt vom Tourismus,
so stehts im Prospekt.
Die Bevölkerung von Trinkgeldsucht
noch nicht angesteckt.
Conny sagt: »Wehe der Strand ist wieder verdreckt!«
Und sie schreibt uns dann auch, obs erträglich ist.
Das tut sie gerne.
Es gibt keine Ferne.
Conny sagt, das beste Wiener Schnitzel
gibts in Tokio.
Und Balinesisch ißt du in München
besser als anderswo.
Im Manila Hilton hätten sie einen
recht passablen Bordeaux.
Nur die russischen Blini
wären dort immer halb roh.
Und von den Papayas
ißt sie nur mehr die Kerne.
Es gibt keine Ferne.
Ich schick meine Sehnsucht ins Weite.
Wohin zieht sie wohl?
Der Wind treibt den Rauch aus den Schloten
bis rüber zum Pol.
U-Boote pflügen durchs Eismeer
von Kamtschatka bis Limmassol.
Spionagesatelliten sehn das letzte Dorf
in Tirol.
Und man grinst über dieselben Fernsehshows
in Ohio und Herne.
Es gibt keine Ferne.