Päpstin Carlottas erstes Dekret

Päpstin Carlottas erstes Dekret lautete:

Die wichtigste Leistung für die Erhaltung der menschlichen Art ist selbstverständlich das Kinderkriegen. Wie bekannt, hat Mutter Natur zum Zweck der besseren Erbgutdurchmischung zu den meisten Tier- und Pflanzenarten noch eine Abart geschaffen, das sogenannte Männchen.

Das Männchen ist im Prinzip eine nützliche Einrichtung, und das Fortpflanzungsgeschäft wird durch seine Beteiligung um einiges vergnüglicher. Mutter Natur hat uns allerdings mit unverhältnismäßig mehr Männchen beschenkt, als für das Fortpflanzungsgeschäft eigentlich nötig wären. Die Amazonen etwa haben ein Verhältnis von eins zu zehn für völlig ausreichend gehalten.

Freilich haben die Amazonen übersehen, daß sich die überzähligen Männchen auch noch für andere nützliche Zwecke gebrauchen lassen, für die die Frauen als Kindergebärerinnen zu schade sind. Das sind vor allem die gefährlichen Aufgaben wie die Sicherung des Lagers vor Raubtieren, die Jagd auf große Beutetiere und das Kriegführen gegen fremde Gruppen. Einer jeden wird es einleuchten, daß ein Stamm, dessen männlicher Bevölkerungsanteil in einem Krieg zu neun Zehnteln vernichtet wird, sich noch immer regenerieren kann. Ein Stamm, dessen weibliche Bevölkerung zu neun Zehnteln vernichtet wird, ist dem Untergang geweiht. Das haben die Amazonen leider nicht bedacht. Unglücklicherweise sind in den letzten fünftausend Jahren diese Tätigkeiten, zu deren Ausführung uns Mutter Natur die überzähligen Männchen gegeben hat, in ihrer Bedeutung gewaltig überschätzt worden, nicht nur von den Männchen, von denen es ja nicht anders zu erwarten war, sondern leider auch von den Frauen. Das hat dazu geführt, daß die Männchen vorübergehend die Herrschaft zunächst erfinden und dann an sich reißen konnten. In weiterer Folge wurde dann auch das Herstellen von Dingen in völlig idiotischer Weise über das Herstellen von Menschen gesetzt, sowie auch das Zusammenraffen, Tauschen, und gegenseitige Wegnehmen von Dingen über die Pflege und Förderung des menschlichen Nachwuchses.

Um menschenwürdige und vernunftgemäße Zustände wiederherzustellen, erkläre ich ab sofort die Erzeugung von Nachwuchs in optimaler Dosierung sowie die Fürsorge für denselben zur ersten, höchsten und schönsten Aufgabe der Gesellschaft. Alles weitere wird sich dann schon irgendwie logisch daraus ergeben oder so, also die Abschaffung der Kriege und die Müllvermeidung und der ganze Kram, ich geh jedenfalls jetzt zum Tennis mit Monsignore Alberti.

gez. Carlotta