Die Tränen

Der fünfte Abt predigte:

Einst fielen dunkle Tränen herab vom Mond auf die Erde. Die Menschen gingen jede Nacht auf die Felder und fingen sie auf in Weidenkörben und hölzernen Sieben. Darin rollten die schwarzen Tränen umher, ohne sich zu vermischen. In jeder Träne aber schwamm ein silberner Fisch.

Die Menschen betrachteten eine Weile stumm die silbernen Fische, dann schütteten sie die Tränen aus in die Büsche am Feldrain und gingen traurig nach Hause.

Niemals redete jemand über diese Dinge, am Tag nicht und nicht in der Nacht. Es war, als ob die Menschen sich schämten.

Erst viel später, als es schon lange nicht mehr geschehen war, erinnerten sich die Menschen, daß ihnen irgend etwas fehlte. Manche sahen einander zaghaft fragend an, wenn es dunkel wurde.